Wieder ein deppertes DNS-Patent.

Im September 2003 hat Verisign, nicht erst seit dem der absolute Lieblingsladen aller Domain-Administratoren, eine Technik namens “SiteFinder” aktiviert, die innerhalb kürzester Zeit das halbe Internet aufschreien ließ, bis hin zur ICANN. Der harmlos klingende Dienst war nämlich nichts anderes wie eine Gelddruckmaschine, bei der man aus nicht registrierten Domains Geld scheffeln konnte. Wie ging das?

Nun, da Verisign damals (und auch heute noch) der Verwalter der Top-Level-Domain-Zonen “.com” und “.net” war und ist, hat man die Nameserver dieser beiden Zonen so umkonfiguriert, dass alle Abfragen für nichtexistente Domains innerhalb von “.com” und “.net” mit einer bestimmten IP-Adresse beantwortet wurden. Gab also irgendjemand in seinem Webbrowser beispielsweise ivnoewgurweqf.ewfpwetghwtjofgvwqr.com an, wurde diese DNS-Anfrage nicht mit einer Fehlermeldung beantwortet, sondern mit einer IP-Adresse, zu der der Webbrowser dann auch Kontakt aufnahm. Und unter dieser IP-Adresse lief dann ein Webserver, auf dem ein dezenter Hinweis stand, dass diese Adresse offenkundig nicht funktionieren würde, umrahmt von Werbung, mit der diese Website vermutlich sehr ordentlich finanziert wurde.

Denn mit diesem Wildcarding wurde plötzlich der gesamte, eigentlich nicht vergebene Adressraum von “.com” und “.net” zum Dukatenesel für Verisign. Vertippte sich jemand, landete er (wenn dieser Vertipper selbst nicht als Domain-Name registriert war) beim SiteFinder. Damit gab es de facto keine Fehlermeldungen mehr, wenn jemand einen nichtexistenten Domain-Namen aufrief, war gegen jegliche Vereinbarung im Internet verstieß.

Verisign schaltete den Dienst Anfang Oktober 2003 dann auch wieder ab, nachdem die ICANN mit einem strengen Brief an Verisign die Existenz des Sitefinders anprangerte und darauf verwies, dass der Registrarvertrag zwischen der ICANN und Verisign den Einsatz eines solchen Dienstes nicht vorsehen würde (allerdings hatte auch niemand bis dato mit so etwas gerechnet). Aktuell nutzt beispielsweise der Registrar der Top-Level-Domain vom Kamerun einen ähnlichen Dienst, so dass beispielsweise viweqtpwhgqiopwegt.cm auf einen Dienst namens “Agoga” zeigt, der, so schreibt er zumindest selbst, sich darauf spezialisiert hat, den Betreibern von nationalen Top-Level-Domains eine Einnahmequelle zu bescheren.

Genau diese Idee des Resolvings von nichtexistenten Domains lässt sich nun Verisign unter der Patentnummer 7.337.910 b2 in den USA patentieren. Und nun wäre es denkbar, dass Verisign diese Idee clever vermarktet und beispielsweise Internet Service Provider zur Kasse bittet, aus deren Netzen beispielsweise 1.000 Fehlaufrufe kamen. Oder, oder, oder. Ihre Kreativität haben die Jungs von Verisign bzw. Network Solutions in der Vergangenheit jedenfalls regelmäßig unter Beweis gestellt.


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Eine Antwort zu „Wieder ein deppertes DNS-Patent.“

  1. […] 21:30: Wie bei Netplanet zu lesen ist, scheint sich Verisign diese «DNS-Manipulation» unter der Patentnummer […]

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