Seit einigen Wochen habe ich spaßeshalber einen Facebook-Zugang. Ich bin ja bekanntlicherweise niemand, der an vorderster Front hippe Worte schreit und auf jeder noch so tollen Welle surft, aber gelegentlich muss der Sprung ins Wasser sein. Und das war dann schon sehr kalt und ist es jetzt immer noch.
Erster Eindruck: Es ist unübersichtlich. Sehr unübersichtlich. Offenkundig ist es so, dass ich, wenn ich jemanden als Kontakt nehme bzw. bestätige, diverse Dinge von ihm gleich mit abonniere. So sehe ich dann neue Blog- und Forum-Einträge, die mich alle ungefähr so interessieren, wie ein defektes Waffeleisen. Ich habe eine Weile nach einem Vergleich gesucht, inzwischen habe ich es gefunden: Ein neuer Facebook-Zugang ist für Erwachsene in etwa so überwältigend, wie ein völlig unaufgeräumtes Kinderzimmer, inklusive integrierter Lebensmittelreste und Schmutzwäsche.
Was bitteschön ist eigentlich „Today’s Gift“, also die Idee, einen fiktiven Gegenstand wie beispielsweise für ein Blödsinn oder die Albernheiten, jemanden anderen für eine fiktive Summe zu „kaufen“, um seine Sympathie damit zu bekunden? Spieltrieb und Kreativität hin oder her, aber sieht da jemand irgendeinen technischen oder sozialkompetitiven Zweck? Der Albernheitsfaktor erinnert mich stellenweise an das wirklich katastrophale Orkut, der wahren Mutter in Sachen perfekte Imitation einer leicht nach Schweiß riechenden Highschool-Lobby.
Überhaupt erscheint mir die ganze Veranstaltung gewaltig durchsetzt mit chronischer Hyperventilation. Es warten nicht weniger als tausende so genannter Widgets darauf, eingesetzt zu werden, die mit den in Facebook hinterlegten Informationen und gebildeten Netzwerken allerlei seltsame Dinge fabrizieren oder einfach nur altbackene Anwendungen wie einbindbare Witzbilder, Karikaturen, Online-Kartendienste oder Visualisierungen sind. Das mag alles vielleicht dazu dienen, den Langeweilefaktor weiter herauszuschieben, aber genau das übermannt mich nach den ersten zwei Stunden Facebook gewaltig: Gähnende Langeweile. Mein Facebook-Netzwerk besteht aus den üblichen Verdächtigen, deren Blogs ich eh schon seit langem lese und die ich größtenteils schon aus der Vor-Web-2.0-Welt kenne und bei denen ich nicht wirklich wissen muss, was sie in den Augen anderer in fiktiven US-Dollar wert sind.
Sieht einer den Sinn des ganzen Dings?
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