Die Holtzbrinck-Gruppe, das altehrwürdige Verlagshaus, das mit aller Gewalt im Web-2.0-Land heimisch werden möchte, hat etwas ganz erstaunliches geboren: zoomer.de
Ich dachte immer, man könne als Nachrichten-Site, die nicht gänzlich jegliches Vertrauen von Anfang an verspielen will, nicht weniger schreiben, als der FOCUS. Doch, Freunde, doch, doch.. man kann – zoomer.de macht es vor. Ich bin es eigentlich gewohnt, auf einer Nachrichten-Site schon auf der ersten Seite die Headlines zu lesen. Stattdessen lese ich bei zoomer.de selbst auf dem zweiten Blick nur eine Headline: “Steuerskandal: Fahnder filzen Traditionsbanken”
Na gut, sage ich mir, schauen wir uns doch den Artikel an. Ergebnis: 25 Sätze in typischer dpa-Tickersprache. Kurz und verdichtet. Eigentlich ist das dafür gedacht, damit ein gewiefter Redakteur in diese Lücken seinen eigenen Sermon kleistert, aber irgendwie scheint zoomer.de das als hipp erkannt zu haben, so zu schreiben. Dazu kommt, dass eigentlich weiterführende Informationen rechts in einer Box namens “Alles zum Thema” per Klick zu erreichen sind. Sprich: Ja nicht zu viel Information auf einmal! Unvermeidlich übrigens der Standard-Web-2.0-Baustein: Leserkommentare. Ultrawichtig, seltsam ultrakorrektes Deutsch, ultraempörte Schreibe.
Schauen wir aber nochmal auf die Startseite, denn neben dem Aufmacher gibt es die nächsten Top-Meldungen, wenn man etwas näher an den Bildschirm heranrückt:
- Top 2 – Computer-Spiele [sic!]: Von “Spore” bis “Empire”: Die 20 besten Games 2008
- Top 3 – US-Vorwahlen: Obama ist “Barackula” – in den USA tobt der Internet-Wahlkampf
- Top 4 – Weltraumschrott: Das fliegt um unsere Erde herum
- Top 5 – Neuer Staat: Deutschland will Kosovo anerkennen
Das allein können BILD und FOCUS schon besser. Was aber auch BILD und FOCUS besser können, ist ein nicht ganz so grässliches Farbensemble: Neongrün mit diagonalen weißen Streifen, ein blassgrünes Grau, darauf in Überschriften eine weiße Schrift und eine fixe Ausrichtung auf 600 Pixel Breite. Sind die Bildschirme in der Redaktion derart schlecht?
Erstaunlich ist einer der Herausgeber und das hat mich dann wirklich erschreckt: Ulrich Wickert. Was sucht der nun wirklich zu den profiliertesten Journalisten gehörende Mensch in einer Redaktion für ein Ansammlung von ultrahippen Nachrichten in StudiVZ-Brocken?
Was geben wir ihnen: Sechs Monate? Ein Jahr?
Schreibe einen Kommentar