ICANN empört sich mal wieder.

Nun ist doch glatt auch das ICANN Board in einer gestrigen Pressemeldung darauf gekommen, dass das so genannte „Domain Tasting“ inzwischen eigentlich nichts mehr wirklich gutes ist, sondern ein Hort für Ärger.

Das „Domain Tasting“ ist eine Geschichte, die die so genannte Add Grace Period (AGP) nutzt. Diese AGP ist ein Zeitraum von fünf Tagen nach Registrierung einer „.com“-, „.net“-, „.org“-, „.info“-, „.name“-, „.pro“-, and „.biz“-Domain, in der die betreffende Domain kostenlos wieder an den Registrar zurückgegeben werden bzw. gelöscht werden kann. Gedacht war die AGP für Situationen, in denen ein Kunde, der eine Domain beispielsweise falsch buchstabiert hatte, das Ding wieder kostenlos zurückgeben konnte.

Schon bei der Einführung im Jahr 2004 gab es genug Stimmen, die diese Funktion für mehr oder weniger sinnlos hielten. Unter praktisch allen anderen Top-Level-Domains sind solche Grace-Periods unüblich und man kann schon durchaus erwarten, dass jemand, der eine Domain registrieren möchte, sich bei der Eingabe des Domain-Namens auch etwas anstrengt dabei. Immerhin gibt es genügend andere Situationen im alltäglichen Leben, in denen auch das genaue Schreiben erwartet wird. Tut man das nicht, wird man eben ein paar Euro los.

Was die Grace-Period nämlich von Anfang an wirklich unterstützt, ist die Szene der Spammer und Online-Gauner. Die können sich nämlich ziemlich praktisch und vor allem kostenlos mal eben eine Batterie von Domain-Namen registrieren, die fünf Tage lang ordentlich bespammen und danach kostenlos wieder ins Regal stellen.

Sehr beliebt (und das ist auch der offizielle Grund, weswegen das ICANN Board nun aufgewacht ist) ist auch das Domain-Tasting von kürzlich gelöschten Domains. Tatsächlich sei es inzwischen, laut ICANN, so, dass die 10 eifrigsten Domain-Taster im Januar 2007 für schlappe 97 % aller gelöschten „.com“- und „.net“-Domains verantwortlich waren, um offenkundig auszutesten, ob relevanter Datenverkehr auf kürzlich gelöschten Domains abzufangen ist. Oder um es drastischer zu formulieren: Jeder, der heute eine „.com“ oder „.net“-Domain löscht, muss sich der Gefahr bewusst sein, dass sie Minuten später von jemandem registriert wird, der im Prinzip nichts anderes im Sinn hat, als Früchte zu ernten und zu nutzen, die er nicht gesät hat. Das sind im einfachen Fall Web-Anfragen, aber eben auch E-Mails.

Wer jetzt glaubt, jetzt käme dann bald die Lösung, beispielsweise einfach im Einstampfen der Grace-Period, der kennt die Lust der ICANN auf Zettelwirtschaft nicht: Man überlegt nun, erst einmal ein Draft zu schreiben, das dann in die Budgetverhandlungen im Juli eingebracht wird. Im elegantesten Fall hören wir dann erst wieder im Herbst etwas von der Empörung der ICANN über das Domain Tasting. Im elegantesten Fall.


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Kommentare

Eine Antwort zu „ICANN empört sich mal wieder.“

  1. […] und ich wundere mich noch, warum der ICANN das Phänomen des Domain-Tasting mal eben so nach Jahren aufgefallen ist: Google hat nämlich angekündigt, die Monetarisierung von Websites auf neu registrierten […]

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