Rezept für ein soziales Netzwerk – eine These.

Achtung, jetzt kommt was absolut geheimes: Nämlich ein Rezept zur Bildung eines sozialen Netzwerkes in einem Kontaktenetzwerk. Ich bilde da seit 2004 „mein“ Netzwerk und tagge meine Kontakte auch nach einigen, selbstauferlegten Regeln, mit denen ich im Nachhinein recht gut feststellen kann, woher ich die Kontakte kenne.

Ich habe so mal einige Gruppen gebildet und innerhalb einer Gruppe einzelne Gruppenfaktoren interpretiert, die meiner Meinung nach auf einer Skala von 0 bis 10 die Gewichtung ändern könnten, allerdings ganz nach meinem Eindruck. Das ist alles schrecklich unprofessionell für Statistiker, allerdings ganz interessant für mich und vielleicht auch für andere, die da gern selbst darüber philosophieren wollen:

Schulkarriere: 8 %

  • Besuch einer höheren Schule: +8
    Wichtig, da je höher der Bildungsgrad, desto tiefer das Networking. Auf den ersten Blick. Auf den zweiten Blick auch deshalb wichtig, weil der Besuch höherer Schulen in der Regel auch mit neuen Kontakten daherkommt. Es ist für sowas also niemals schlecht, alte Adress- oder Namenslisten aufzuheben.
  • Bekanntheitsgrad („Klassenkasperfaktor“): +8
    Erinnerung – weitgehend egal, ob gut oder schlecht – ist ein Grundrezept. Auf diesem Grundpfeiler baut jeder halbwegs intelligente Jungpolitiker (Achtung, ich bin ausdrücklich keiner!) seine Karriere auf. Soziales Engagement in der Schulzeit lässt Namen besser im Gedächtnis zurück.
  • Studium an FH/Uni: +3 bis +10
    Kann ich nicht so recht beurteilen, ich gehe aber davon aus, dass hier der „Klassenkasperfaktor“ in weit geringerem Maße zählt und eher die „Meilensteine“, die man dort baut. Das kann das besonders hohe Engagement in Studentenschaften sein, aber auch das Anzetteln der studentischen Revolution.
  • Sitzenbleiben, pro Jahr: +5
    Sicherlich unangenehm als Schüler, später durchaus kontaktefördernd, denn Sitzenbleiben ist fast der Ideale Weg, auf einen Schlag gleich eine ganze Gruppe von Menschen neu kennenzulernen. (Auch wenn ich absolut kein Befürworter des Sitzenbleibens bin.)
  • Mitarbeit in Schülerzeitung („BILD-Faktor“): +1 bis +5
    Wenn man sich engagiert, kann man viel in diesem Bereich machen. Entzündliches Engagement bringt einem zwar im Idealfall die halbe Lehrerschaft als Gegner ein, aber was zählen schon diese Kleinkriege aus dem Blickwinkel des „Big Picture“? 😉

Beruf: 32 %

  • Entscheider: +5 bis +10
    Klarer Fall: Wer entscheidet, der bestimmt – jeder in seiner Welt, egal ob groß oder klein. Entscheider kennen in der Regel mehr Leute als die Leute, über die entschieden wird. Kann man ausbauen, wenn man möchte, denn hier liegt das Potential.
  • EDV-Beruf: +2 bis +7
    EDV-Berufe sind für Kontaktenetzwerke sicherlich förderlich, allerdings auch keine feste Garantie. Ich kenne genügend EDVler, die ein herzlich kleines Kontaktenetzwerk haben.
  • Beruf mit direkter Kundenbeziehung: +8
    Ein Mitarbeiter im First Level Support kennt mehr Leute, als der Programmierer mit nur wenig Kundenkontakt. Lässt sich kaum vermeiden. Deswegen sind Mitarbeiter mit direktem Kundenkontakt eigentlich mitunter die wertvollsten Personen in einem Unternehmen, weil sie – wenn sie es richtig anstellen – durchaus tief in die Kundenbeziehung hineinschauen können.
  • Jobwechsel: +2 bis +8
    Auch hier gilt das Sitzenbleiben-Prinzip: Neuer Job, neue Kontakte.
  • Klassischer Netzwerker (Vermögensberater, Versicherungsvertreter): +1 bis +9
    Kann man gut machen, wenn man internet-affin ist. Kann man aber auch total versemmeln, wenn man glaubt, die alten Konzepte gelten auch so in der „Neuen Welt“. Wer sich anpasst und ein soziales Netzwerk im Internet als neuartige Kommunikationsplattform sieht, kann dermaßen gewinnen, dass er nicht mehr weiß, wie das vorher einmal war.

Online-Aktivitäten: 29 %

  • Halbwegs vernünftige Online-Veröffentlichung: +7
    Halte ich auch eigener Erfahrung für eine wichtige Basis, nachhaltig im Internet zu wurzeln. Das Wurzeln dauert mitunter zwar Jahre, ist aber eben nachhaltig.
  • Führen eines Blogs: +1 bis +4
    Kommt stark darauf an, wie das Blog ankommt. Die wenigsten Blogs werden zu so genannten „A-Blogs“, deshalb wird man sich da am Anfang durchaus stark überschätzen, wenn man nicht gerade Spitzenpolitiker oder Konzernchef ist.
  • Mitschreiben in diversen Foren: +2
    Ähnlicher Effekt wie bei der höheren Schulbildung: Man lernt einschlägig interessierte Menschen kennen, darunter gelegentlich auch Netzwerker, die einen einbinden.
  • dort sinnvolle Beiträge: +2
    Auch klar: Wer schreibt und nicht „lurkt“, wird potentiell bekannter. Wer sinnvoll schreibt, erzeugt Aufmerksamkeit, wird ggf. zitiert etc.
  • dort gelegentlich vorlautes Mundwerk: +2
    Ich habe lange überlegt, ob das vorlaute Mundwerk langfristig nicht vielleicht mehr bringt, als sinnvolle Arbeit, denn an dumme Ideen erinnern sich später weniger Leute als an die Äußerung selbst. Ich will aber das Dumme nicht unnötig fördern, deshalb auch hier nur +2.

Parteizugehörigkeit: 12 %

  • Vorstandstätigkeit auf Kreisebene: +1 bis +3
    Darf man mittelfristig nicht unterschätzen, jedoch keinesfalls überschätzen, die Kreisebene ist global gesehen sehr klein.
  • Vorstandstätigkeit auf höherer Ebene: +2 bis +8
    Normale Karriereleiter: Je höher man kommt, desto höher auch das Potential, bekannt zu werden. Es gibt aber auch durchaus genügend Leute in Bundesvorständen von Parteien, die niemand kennt und umgekehrt. Sehr variabel.
  • Gliederungslose Mitarbeit in landesweiten Projekten: +1 bis +6
    Hier gilt: Wer sich zunächst „selbstlos“ (also ohne besonderes Mandat) engagiert, schlägt mehr Punkte, als wenn jemand ein Mandat hat und ihm dann einfällt, vielleicht auch mal etwas dafür zu tun.
  • Mandatsträgerfaktor: +2 bis +4
    Hängt damit zusammen, ob man mit seinem Mandat etwas bewegt bzw. die richtigen Leute beeindruckt oder nicht. Auffallen fällt natürlich leichter, wenn man auch etwas Substanzfähiges vorweisen kann.

Kulturelles und Gemeinnütziges: 9 %

  • Vorstandstätigkeit in einem Verein: +1 bis +3
    Kommt stark auf den Verein und auch auf das Engagement an. Bei großen Vereinen mit hohem Mitgliederpotential kann der Bekanntheitsgrad sehr hoch sein, ansonsten auch bei Quasi-Null herumfaulen.
  • auf regionaler Ebene: +1
    Auch hier gilt, je kleiner die Region, desto geringer der Mitgliederkreis.
  • auf überregionaler Ebene: +3
    siehe oben.

Außergewöhnliches Profil: 10 %

  • Auffälliger Name: +2 bis +4
    Danke, Vater! Hättest du mich „Ali“ genannt, wäre das sicherlich weniger auffällig. 😉
  • Nettes bzw. auffälliges Foto: +2
    Da spielt die Emotion eine große Rolle, vor allem wenn man etwas gelangweilt in einem Kontaktenetzwerk herumsurft. Meist ergibt sich daraus kein direkter Kontakt, aber das funktioniert nach dem Thomas-Gottschalk-Prinzip, dem man irgendwann eben so kennt, wie den Stammtischkollegen, je länger er auf dem Fernsehschirm aufkreuzt.
  • Mann/Frau-Faktor (stark abhängig vom Foto): +1
    Muss ich nicht viel dazu sagen. 😉
  • Besonderheiten bei „Ich suche“ oder im Lebenslauf: +1
    Kann funktionieren, lutscht sich aber bei härteren Networkern schnell ab. Wer in einem Kontaktenetzwerk nach dem Sinn des Lebens sucht, der hat meist ganz andere Probleme, die mich noch weniger interessieren.

Wie geschrieben, das ist meine These, absolut wissenschaftlich unfundiert und freistehend für jegliche Diskussion. Wer darüber in seinem Blog nachdenken möchte, darf gern einen Trackback setzen oder hier hineinkommentieren.


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