Na endlich hat Robert Basic auch mal einen Artikel über mein Lieblingsthema, der Internet-Geschichte, geschrieben, genauer gesagt: Über die Geschichte des Weblogs. Da gibt es ungefähr so viele Theorien wie kommerzielle Blog-Hoster, diesen Wert im Quadrat und geteilt durch die Quersumme des IQ aller selbsternannter A-Blogger.
Das Problem bei solchen historischen Dingen (den echten Historikern dreht es bei solchen Zeiträumen von zehn Jahren, die in ihren Maßstäben maximal zehn Sekunden bedeuten, die Mägen um) ist, dass es viele Strömungen um eine Idee gibt und jede Strömung die erste gewesen sein will. Das ist mir unangenehm letztes Jahr aufgefallen, als das Internet in Deutschland 20 Jahre alt gewesen sein und plötzlich jeder irgendwie die erste E-Mail geschrieben haben wollte. Schwierig nachzuvollziehen, denn um historisch etwas wirklich tragfähig dokumentieren zu wollen, bedarf es eines Beweises und das ist dann schon etwas mehr als die Zusicherung eines Protagonisten, er wäre dabeigewesen oder das Wissen, welche Fax-Nummer der Heise-Verlag zum Versenden der Pressemeldung hat. Und da ist dann nur sehr schwer aussortierbar, das Geschichte ist und was Jägerlatein.
Während das in der „ordentlichen“ Internet-Welt noch einigermaßen nachvollzogen werden kann – immerhin hat man bei den größten Veranstaltungen ordentlichst Teilnahmelisten gepflegt und teilweise sogar ganze Mailinglisten ausgedruckt – ist das bei historischen Dingen, die einen Mob betreffen, nicht mehr ganz so leicht, da hier selten irgendwelche Kommunikation für längere Zeit archiviert wurde. Es werden zukünftigen Historikern ganze Jahre an Dokumentation der elektronischer Kulturszene der 1990er und 2000er Jahre fehlen, weil vieles davon abhängt, ob jemand sein Blog, Fotoarchiv oder soziales Netzwerk einstampft oder nicht. Sehr bedenkliche Entwicklung, da unser Kulturverständnis wirklich zu den unvergänglicheren Dingen gehört.
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