• Der Quatsch mit Internet-Flatrates im Mobilfunk.

    Ihr erinnert euch an den Krampf, den ich mit einer SIM-Karte vom Betreiber Medion Mobile vor einigen Monaten erlebt habe? Gibt noch eine kleine Episode, die sehr schön zeigt, wie Geldverdienen heutzutage funktioniert. Das damalige Problem mit der Karte, bei dem es aus unerfindlichen Gründen nicht funktionierte, einen Tarif auszuwählen, wurde nach einigen Wochen tatsächlich behoben. Da brauchte ich die Karte dann auch nicht mehr, so dass sie in den Tiefen meines Schreibtisches verschwand. Immerhin waren noch 15 Euro Guthaben auf der Karte, man weiß ja nie, wann man sowas nochmal braucht.

    Zum Beispiel jetzt: Der DSL-Anschluss zu Hause verabschiedete sich nach 9 Monaten mal wieder final. Natürlich an einem Sonntagmorgen und natürlich ist der nächste freie Technikertermin erst am Dienstag. Also eigentlich ein perfekter Auftritt für die „Alditalk“-Karte von Medion Mobile, die ich sogar fand. Und sogar noch einen UMTS-Stick, die man schön an eine Fritzbox stecken kann und die dann über den Stick automatisch ein Internet-Fallback macht, wenn der eigentliche DSL-Zugang nicht funktioniert.

    Damit auch vertraglich Internet funktioniert, buchte ich online den dicksten Internet-Flatrate-Tarif bei Medion für schlappe 14,99 Euro. Und das funktionierte alles dann sogar auch nach wenigen Minuten. Allerdings wiederum nur für 10 Minuten. Danach ging das Internet über diese SIM-Karte nicht mehr, im Log der Fritzbox fanden sich Unmengen von Authentifizierungsfehler. Über die kurzfristig eingesteckte O2-Karte meines Handys funktionierte das Internet, es schien also wieder einmal etwas an der Medion-Mobile/Alditalk-Karte nicht zu funktionieren.

    Des Rätsels Lösung gab es wieder einmal an der Hotline. Das Problem war nämlich, dass ich nach der Buchung der Internet-Flatrate nicht lange genug gewartet habe, bis die Bestätigungs-SMS kam. Bis die kommt – und die kommt erst nach einer Weile – werden Internet-Zugriffe nach Minuten abgerechnet. Und so passierte es dann, dass ich zwar Guthaben bis zur Buchung hatte, dann aber während der Buchung ja schon eine Minute vergurkte (und mein Guthaben dann nicht mehr 15 Euro betrug), die Buchung aber dennoch funktionierte, aber dann nicht bestätigt wurde. Da ich das aber natürlich nicht wusste und auch nicht sehen konnte, ging das Internet-Glück eben nur 10 Minuten, bis das restliche Guthaben minutenweise verprasst war.

    Einfach, nicht? So macht man mit einem Mobilfunknetz richtig Schotter.

    Immerhin, an der Hotline war der freundliche Mitarbeiter soweit kulant, dass er nachvollziehen konnte, was da schiefgelaufen war und das Guthaben wieder erstatten lassen will. Dauert jetzt wohl vier Stunden, danach die Buchung nochmal eine Stunde und eigentlich – das ist das Feine mit dieser SIM-Karte – brauche ich dann eigentlich auch gar kein Internet mehr, denn dann ist quasi ja morgen schon der Telekom-Techniker da und richtet hoffentlich den DSL-Anschluss wieder.

    Ich werde diese SIM-Karte also wohl nicht los, wenn ich sie nicht mutwillig zerstöre.

  • The Last Mail.

    So richtig sonderlich gut kenne ich Michael eigentlich nicht. Kennengelernt habe ich ihn bei meinem Ex-Arbeitgeber als Kunden unseres Hauses und den ersten Job miteinander hatten wir genau am 30. Mai 2001, als ich ihm eine Webcam auf seinen PC im Büro stöpselte und er mich danach noch zum Pizzaessen einlud. Und auch wenn wir uns eigentlich persönlich nicht sonderlich kennen, haben wir doch immer wieder geschäftlich miteinander zu tun gehabt und die angehenden Dinge professionell abgewickelt, zudem einige gemeinsame Freunde, so dass man sich immer wieder mal über das gegenseitige Befinden erkundigt und Grüße ausrichtet. Die auch ankommen. So wie man in einer guten Geschäftsbeziehung eben so miteinander arbeitet, dass man sich nicht vergisst und ein gutes Gefühl hat, etwas gemeinsames zu bewirken.

    Erst Anfang des Jahres hat er mich angerufen, mir ein gutes neues Jahr gewünscht, sich erkundigt, wie es mir gesundheitlich geht, ich ebenso. Was man so eben am zweiten Tag eines neuen Jahres, wenn alles so langsam anläuft, mit Geschäftspartnern smalltalkt. Ein Serverproblem habe er, er muss einen Server von einem zum anderen Provider umziehen und fragt, ob wir ihm dabei behilflich sein könnten. Natürlich, kein Problem, ist ja unser Geschäft. Sehr gut, so seine Antwort. Professionell. Üblich. So wie immer. Die letzte Mail von Michael habe ich vor einer Woche bekommen, als wir uns kurz abgesprochen haben, dass er mich im Juni zwecks einem Serverumzug kontaktiert und hierzu einen entsprechenden Termin auf Wiedervorlage gelegt hat.

    Dazu soll es jetzt nicht mehr kommen, denn genau eine Woche nach seiner Mail und meiner Antwort, um fast exakt die gleiche Zeit erreichte mich ein Anruf eines gemeinsamen Freunds mit der bitteren Nachricht, dass Michael nicht mehr lebt. Am Abend zuvor vor einen Zug gesprungen. Mit 41 Jahren.

    Wie so viele Menschen bin ich sprachlos und entsetzt. Was für unfassbare Abgründe müssen ihn bewegt haben, das zu tun, ein Mann mit Job, Familie, beeindruckender Reputation und Freundeskreis. Wir haben es nicht geahnt und uns keine Gedanken gemacht. So unglaublich sinnlos.

  • TiddlyWiki und neuere Firefox-Versionen.

    Heute gab beim Aktualisieren der deutschen Übersetzungsdatei für TiddlyWiki eine ärgerliche Situation: Die TiddlyWiki-Datei, aus der die Übersichtsseite für die Übersetzung besteht, ließ sich nach dem Editieren nicht mehr mit Firefox speichern. Alles, was ich probierte, schlug weitgehend fehl, so dass ich dann in meiner Verzweiflung sogar kurzzeitig Google Chrome anwerfen musste, um überhaupt die Übersetzungsdatei online zu bekommen.

    Da dieses Problem mit Firefox offenkundig laut einigen Kommentaren immer häufiger auftritt, habe ich mich mal eingehender mit dem Thema beschäftigt, leider mit einem eher unbefriedigenden Ergebnis.

    Fakt ist wohl leider, dass Firefox mit eigenen Bordmitteln und auch mit dem TiddlySaver.jar (der auch dann nur funktioniert, wenn eine Java-Runtime-Umgebung installiert ist) insofern nicht mehr korrekt arbeitet, als dass das Speichern nicht mehr möglich ist, ich vermute aus Sicherheitsgründen, was allerdings unbestätigt ist. Diverse Tricks mit der prefs.js von Firefox funktionieren nicht, zumindest nicht bei den hier getesteten Firefox-Versionen 17 und 18.

    Damit ist das Thema TiddlyWiki mit Firefox leider ein deutliches Stück umständlicher geworden, denn Abhilfe schafft nur ein Firefox-Plugin namens TiddlyFox. Das ist von Jeremy Ruston, dem Macher von TiddlyWiki, geschrieben und gepflegt und muss in jeden Firefox installiert werden, mit dem TiddlyWiki-Dateien bearbeitet werden können sollen. Zum reinen Anschauen ist das Plugin also nicht erforderlich, sondern nur für die Fälle, in denen TiddlyWiki-Dateien auch wieder gespeichert werden sollen. Wie gesagt … ärgerlich, weil damit die eigentlich ganz hübsche Autonomie von TiddlyWiki-Dateien zumindest mit der Nutzung von Firefox als Webbrowser hops geht, dennoch ist Firefox immer noch eine Empfehlung wert, dann nun eben mit der Plugin-Krücke.

    Wer mehrere Firefox-Installationen auf verschiedenen Rechnern betreibt, muss also leider überall dafür sorgen, dass das TiddlyFox-Plugin in jeder Installation installiert wird. Alternativ gibt es hier die Möglichkeit, mit Mozilla Sync zu arbeiten, das sorgt nämlich seit einiger Zeit auch dafür, dass neben Lesezeichen und Browser-Einstellungen auch eventuell installierte Plugins mit anderen Installationen des gleichen Accounts synchronisiert.

  • iOS und Google Sync nur noch bis Ende Januar.

    Da die Artikel zum Thema Google Sync und iPhone in meinem Blog die mit Abstand am häufigsten aufgerufenen Artikel sind, hier doch nochmal ein wichtiger Hinweis für alle, die zukünftig ihr iPhone oder iPod per Google Sync mit ihren Kalendern und Adressbüchern in ihrem Google-Account synchronisieren möchten. Denn Google Sync steht auf der Abschussliste bei Google und für viele Nutzer ist Google Sync ab 30. Januar 2013 nur noch Geschichte.

    Google Sync und der technische Hintergrund

    Das Ende von Google Sync ist relativ einfach zu erklären, wenn man sich anschaut, was dahintersteckt: Eine Synchronisierungstechnologie namens ActiveSync von Microsoft. Und dazu ist dann ein kleiner Exkurs recht interessant:

    ActiveSync hat eine recht lange Geschichte und hat seine Wurzeln im Mobilbetriebssystem Windows Mobile und der Möglichkeit zur Synchronisieren von Smartphone-Inhalten mit Windows-Betriebssystemen ab Windows 95 und NT 4. Für diese Anforderung wurde ActiveSync entwickelt und das war schon zu den Zeiten, als Windows Mobile mit dem einst allmächtigen Betriebssystem PalmOS von US Robotics konkurrierte, revolutionär. Denn während Palm-Geräte im am PC angeschlossenen Zustand nur dann synchronisierten, wenn die Synchronisierung am Gerät oder an der Dockingstation (die „Cradle“) die Synchronisierung explizit der Knopfdruck gestartet wurde, erledigten Windows-Mobile-Gerätschaften die initiale Autorisierung direkt nach dem Anstecken an den PC und synchronisierten während der Verbindung permanent, selbstständig und zuverlässig. Wurde in Outlook ein neuer Termin eingetragen, erschien dieser Termin im gleichen Moment auch im angeschlossenen Windows-Mobile-Gerät. ActiveSync machte es möglich und nicht zuletzt diese Technologie war ein wichtiges Abgrenzungskriterium zur Palm-Welt.

    Aufgebohrt wurde ActiveSync dann später, in dem das Protokoll als Basis für die Synchronisierung zwischen Windows-Mobile-Geräten und dem Microsoft-Exchange-Server diente und fortan Exchange ActiveSync hieß. Das Prinzip der Echtzeitsynchronisierung blieb, lediglich der Übertragungsweg und die Gegenstation änderte sich. Nicht mehr der Bürorechner auf dem Schreibtisch war das andere Ende, sondern der Exchange-Server des Unternehmens, der dann die zu synchronisierten Inhalte direkt mit dem Postfach des Nutzers synchronisierte.

    Und obwohl ja Microsoft verschrieen ist als ein Unternehmen, das rücksichtslos seine eigenen Standards entwickelt und verbreitet – ActiveSync hatte schon sehr früh eine relativ offene Lizenzierungspolitik und konnte von Herstellern von Personal Digital Assistants, später dann Smartphones, aber auch Herstellern von Mailsystemen und Betreibern von Maildiensten (kostenpflichtig) lizenziert werden. Das hatte natürlich einen Hintergrund, denn neben den Einnahmen durch die Lizenzierung war durch den Einsatz von ActiveSync potentiell das jeweilige Produkt auch fähig zum Kontakt mit Windows-Mobile-Gerätschaften oder auf der anderen Seite mit dem Exchange-Server.

    Und da ergaben sich dann die seltsamsten Allianzen. Während z.B. RIM mit dem Blackberry und dem dazugehörigen Protokoll sowohl Endgeräte als auch Synchronisierungssoftware mit dem Mailsystem aus einer Hand liefert, können z.B. iPhone und Android-Geräte per ActiveSync mit dem Exchange-Server synchronisieren. Vorteil: Diese Synchronisierung kostet den Nutzer nichts, während bei Blackberry lange Zeit der Synchronisierungsdienst Geld kostete und zwar nicht zu knapp. Dass also ActiveSync so zuverlässig funktioniert und für Hersteller von Smartphones recht freizügig lizenziert werden kann, ist mit einer der Gründe, warum Microsoft lange Zeit die eigene Mobilbetriebssystemstrategie hat schleifen lassen und es hat ihnen zumindest im Business-Bereich nicht sonderlich viel finanziellen Schaden beschert. Das Lehrgeld in der Smartphone-Jungsteinzeit haben tatsächlich andere bezahlt.

    Google und ActiveSync

    Auch Google gehört zu den ActiveSync-Lizenznehmern und das wiederum aufgrund einiger Umstände:

    1. Google benötigt ActiveSync im hauseigenen Mobilbetriebssystem Android, um Android-Handys mit der Exchange-Welt synchronisieren lassen zu können.
    2. Google muss seine eigenen Kalender- und Kontaktedienste mit Schnittstellen zu ActiveSync ausstatten, um Smartphones mit anderen Betriebssystemen als Android eine Synchronisierung zu ermöglichen. Dies gilt insbesondere für das iPhone, denn obwohl das iPhone direkt (ohne ActiveSync) mit Google Mail synchronisieren kann, wird ActiveSync wiederum zum Synchronisieren von Kalender und Kontakten benötigt, da das iPhone hier keine eigenen Schnittstellen zu den Google-Diensten hat (warum auch immer).

    Punkt 2 muss man sich ob des Irrsinns auf der Zunge zergehen lassen – weil Apple und Google zu doof sind, iOS und Google-Dienste vollständig miteinander synchronisieren lassen zu können, muss ausgerechnet ein lizenzpflichtiges Microsoft-Protokoll den Lückenfüller machen.

    Und weil genau das Kostenthema der ActiveSync-Lizenzierung für die (kostenlos nutzbaren) Google-Dienste eine Rolle spielen dürfte, ist ActiveSync nun wohl bei der Synchronisierung der Google-Accounts auf der Abschussliste. Immerhin gibt es aber einige begrenzende Ausnahmen für das Ende:

    • Wird ein Google-Account bis zum 30. Januar 2013 noch mit ActiveSync synchronisiert, bleibt diese Möglichkeit für diesen Account auch darüber hinaus noch erhalten. Das Ende gilt also ab 30. Januar 2013 nur für bis dato noch nicht per ActiveSync synchronisierende Google-Accounts. Inwiefern es bis zu diesem Datum tatsächlich aktiv genutzt werden muss oder ob die Nutzung irgendwann in der Vergangenheit schon ausreicht, wird sich zeigen.
    • Ebenfalls nicht betroffen von dem Ende sind Google-Accounts, die innerhalb der inzwischen auch kostenpflichtigen Google Apps angelegt sind. Google-Apps-Accounts werden also auch weiterhin per ActiveSync synchronisieren können und wer da noch das Glück hatte, in der vergangenen Kostenlos-Zeit einen Google-Apps-Account einzurichten, lebt immer noch komplett kostenlos.

    Die kostenlosen Protokollalternativen zum Synchronisieren

    Google beendet das Synchronisieren mit ActiveSync vor allem auch deshalb, weil es inzwischen kostenlose Protokolle zum Synchronisieren gibt, die auch hinreichend zuverlässig sind. Für das Synchronisieren von Kalender ist dies das CalDAV-Protokoll und für das Synchronisieren von Kontakten das CardDAV-Protokoll. Beide Protokolle sind (inzwischen offizielle) IETF-Standards und im Falle von CardDAV eine beschwerliche Geburt hinter sich.

    Das ist auch einigermaßen nachvollziehbar, denn ein einheitlicher, herstellerübergreifender Standard liegt zunächst einmal nicht im Interesse der Hersteller von eigenen, proprietären Protokollen und da lange Zeit die Motivation an echten freien Protokollen fehlte, dauerte es auch dementsprechend, bis beide Protokolle jeweils die Hürden genommen hatten, um als IETF-Standard zu gelten – zumal alle involvierten Hersteller innerhalb der IETF auch an der Standardisierung beteiligt waren. Das Wort „Sabotage“ will niemand in den Mund nehmen, aber IETF-Standardisierung ist mitunter auch interessant für Beobachter, die sich für Rudelbildungen im Tierreich interessieren.

    Was zu tun ist … Empfehlungen

    Also, grundsätzlich: ActiveSync muss niemand unbedingt einsetzen, der auch CalDAV und CardDAV einsetzen kann. Beide Protokolle sind gleichwertig funktional, wenn es um die Synchronisierung von Kalender- und Kontaktdatenbanken geht. Selbstverständlich ist ActiveSync deutlich mächtiger, allerdings richten sich viele Funktionen von ActiveSync vornehmlich an Unternehmen, die z.B. in einer Exchange-Infrastruktur alle Arten von Clients – vom Windows-Rechner mit Outlook bis zum iPhone – synchronisieren und zentral verwalten müssen.

    Innerhalb von Google-Diensten ist ActiveSync bzw. der eigene Name „Google Sync“ immer als bisher mehr oder weniger notwendige Alternative zu verstehen. Es besteht also kein Grund zur Panik und auch nicht zu übermäßiger Hektik in Sachen Synchronisierungen zum Google-Konto einrichten. Wer bis zum 30. Januar 2013 Google Sync bzw. ActiveSync nicht einsetzt, wird es auch danach nicht vermissen, den selbst das iPhone, die Ausgeburt an Apple-Scheuklappentum in Sachen offenen Standards, unterstützt CalDAV und CardDAV

    Zu erledigende Aufgaben für Besim

    Das inzwischen gewachsene Sammelsurium an Blog-Artikeln, die sich mit der Synchronisierung zwischen Google-Konto und iPhone beschäftigen, aktualisieren. Die Artikel, die Google Sync erklären, werden mit Hinweisen darauf versehen, dass Google Sync nicht mehr bei allen Arten Google-Accounts funktioniert, der Artikel zu CalDAV so überarbeitet, dass es wieder als Empfehlung gilt und ein Artikel zu CardDAV neu geschrieben, das ich bisher großflächig ausklammerte, weil die CardDAV-Unterstützung von Google vor zwei Jahren, als ich das erste und bis dato letzte Mal in dieser Konstellation mit CardDAV experimentierte, schlicht unmöglich war.

    Manchmal hilft die wohltuende Wirkung der Zeit doch, dass Hersteller sich ihren Möglichkeiten zur Interoperabilität bewusst werden.

  • Ein persönlicher Jahresrückblick und ein Dank.

    Vor genau vier Jahren habe ich es schon mal gebloggt und es gilt heute immer noch: Jahresrückblicke sind nicht mein Ding. Ich stehe zwar zu all dem, was ich in der Vergangenheit hier und da angerichtet habe, aber auch noch ein dickes Schlusswort für ein Jahr zu finden, ist eben – nicht mein Ding.

    Ich könnte es dieses Jahr aufgrund eines unvorhersehbaren Ereignisses anders handhaben und vielleicht mit so Sprüchen auftrumpfen wie „Hey, hätte auch alles schiefgehen können!“ (es kann immer alles irgendwie schiefgehen), hier die aktuellen Parameter meines ICD auflisten (sehr langweilig) oder mein letztes EKG (noch langweiliger) einkleben.

    Es ist hier, wie immer, die gebührende Portion Sarkasmus notwendig: Schon wieder ein Jahr vorüber und schon wieder haben wir es überlebt. Manche hatten nicht so viel Glück.

    Und übrigens: Danke!

    Dieser Dank ist ausnahmsweise mal anlasslos, ultimativ und an viele Menschen gerichtet, nämlich einfach mal alle, die das hier lesen und im Mai an meinem zweiwöchigen Krankenhausaufenthalt, persönlich, mit Worten und gedanklich teilgenommen haben.

    Es ist ein großer Unterschied, ob man sich auf einen Krankenhausaufenthalt vorbereiten kann oder ob man als Notfall per Rettungswagen hereingerollt wird. Über ein paar Dinge braucht man da direkt nach der Einlieferung nicht nachzudenken, was dann aber ein, zwei Tage später nachgeholt werden darf. Und dann kommt es meist gleich ziemlich dick, denn neben dem Verarbeiten darf man sich die ganzen Untersuchungen antun, eine Menge Papierkram ausfüllen und sich mit einigen Dingen, die die Zukunft betreffen (nicht die Vergangenheit), auseinandersetzen. Dass man irgendwann einmal ein Ende hat, das wird einem in so Momenten bewusst, auch wenn ich mit so Dingen wie Midlife-Crisis oder dem Tod (inzwischen) keine sonderlich großen Probleme habe. Ist halt so. Kommt irgendwann. Wäre aber blöd gewesen, wenn es schon dieses Jahr passiert wäre.

    Da war es gut, dass ich per Twitter und Facebook immer wieder einmal „nach dem Rechten“ schauen konnte und es umgekehrt auch so war. Das Internet ist nicht bei mir zu Hause und auch nicht auf dem Smartphone, sondern es ist irgendwo zwischen den ganzen Endgeräten und unseren Köpfen. Liegen erst einmal 600 Kilometer zwischen den Menschen, die sicherlich zum Krankenbesuch kommen würden, dann hebt diese ganze Mikrokommunikation einiges an Barrieren im Zusammenleben auf und es macht keinen Unterschied, ob man persönlich da war oder eben nur auf Facebook.

    Einigen Menschen, die sehr nahe bei mir waren, waren das gar nicht physisch und tatsächlich habe ich immer noch einige der Gesprächspartner, zu denen ich mich besonders verbunden fühlte, immer noch nicht persönlich kennengelernt. Das gehört alles zu dem Phänomen Internet und wer diese Art von menschlichen Beziehungen nicht kennt, kann da einfach auch nicht mitreden. Ich habe zumindest keine Probleme mehr mit so Aussagen, dass viele meiner Freunde „im Internet“ sind. Der „kleine“ Unterschied zu echten persönlichen Treffen ist in den Fällen, wo es darauf ankommt, herzlich egal.

    In diesem Sinne wünsche ich euch allen einen guten Rutsch und selbstverständlich alles Positive für das Jahr 2013, das auf euren geistigen und schriftlichen ToDo-Listen steht. Einigen Menschen wünsche ich das mehr und einigen vielleicht auch etwas weniger, aber unterm Strich kommt es auf das Gleiche heraus: Dem Schicksal sind meine Wünsche relativ egal und wir lesen uns auch 2013 wieder alle gegenseitig im Internet und wissen so, auf welchen Böden wir stehen.

    Hatte ich erwähnt, dass Familie und Freunde sehr wichtig sind? Ist so.

  • Heuschrecken-Methoden zum CD-Kauf.

    Für den Aufbau von Musiksammlungen mit vornehmlich alten Alben empfiehlt sich der Marketplace eines großen Online-Händlers mit dem beginnenden Buchstaben „A“, also der Gebrauchtwarenmarkt des Anbieters. Auf den kommt man, wenn man bei Angeboten rechts in der kleinen Box „Alle Angebote“ auf die alternativen Angebote schaut. Hier gibt es für hinreichend gut gelaufenen Alben teilweise Angebote von läppischen 1 Cent, auf die dann nur noch 3 Euro Bearbeitungspauschale aufzuaddieren sind und schon hat man ein gebrauchtes, vielleicht lange gesuchtes Album, meist immer noch deutlich günstiger, als wenn man sich das Album als Download bei irgendeinem Online-Musikhändler kauft.

    Robotik als Geschäftskiller.

    Früher einmal war der Marketplace auch eine Supersache, wenn es darum ging, die eigene CD-Sammlung zu versilbern. Im Marketplace – jetzt heißt es „Sellers Central“ – einfach den Barcode der CD eingeben, den Zustand der CD, Hülle und Booklet beschreiben, einen Preis festlegen und einstellen. Ein deutlich günstigerer Preis als der Originalpreis und ein möglichst günstigerer Preis als alle anderen Verkaufswettbewerber für das jeweilige Album und schon konnte man nach kurzer Zeit sein CD-Album loswerden.

    Dass man als Privatmensch auf diese Weise seine CD-Sammlung vernünftig loswerden konnte, ist inzwischen Geschichte. Denn wer sich die Mühen macht, ein paar Medien in Sellers Central einzustellen und vielleicht darauf zielt, das Angebot dadurch attraktiv zu machen, in dem man einfach den günstigsten Verkaufspreis von allen wählt, wundert sich oft schon nach wenigen Minuten darüber, dass man unterboten wird. Und zwar zu jeder Tageszeit und auch immer gleich bei einer ganzen Reihe von Angeboten, wenn nicht sogar bei allen.

    Den Verkaufskampf, den man da führt, ist ein sehr ungleicher und praktisch nicht zu gewinnen, denn hier spielt man als Mensch gegen einen Computer. Die großen Verkäufer im Marketplace, die es schon längst gibt, beherrschen den Gebrauchtwarenmarkt in den drei wichtigsten Segmenten Musik, Video/DVD/Bluray und Büchern durchweg und diktieren hier die Preise. Und zwar ständig. Stellt also jemand z.B. eine gebrauchte CD ein, für das ein Anbieter bereits das günstigste Angebot hat, wird das von seinem System registriert und flux darauf wird das Angebot so angepasst, dass es 1 Cent billiger ist. Und wer sich dann die Mühen macht, sein eigenes Angebot wieder zum billigsten Angebot zu machen, erlebt das Phänomen nach wenigen Minuten schon wieder und wieder und wieder.

    Das funktioniert bei einigen Produkten bis zu einer gewissen Verkaufsschwelle, die wohl bei den großen Verkäufern als Verkaufsuntergrenze hinterlegt ist. Bei Musik-CDs geht es aber in der Regel runter bis zum buchstäblich letzten Cent, so dass der gelegentlich direkte Verkauf im Marketplace für Massenware noch nicht mal mehr rentabel ist. Es funktioniert einfach nicht mehr, weil man es kaum noch schafft, sein eigenes Verkaufsangebot als das günstigste Angebot positionieren zu können.

    Lernen von den großen Gaunern.

    Zugegeben, eine offensive Absatzüberschrift, aber moderner Finanzhandel ist mitunter ein Gaunergeschäft. Und von Gaunern lässt sich vortrefflich lernen, wo es sträflich große Löcher in Denkmodellen gibt.

    Vorweg: Die folgende Vorgehensweise ist laut den Marketplace-Bestimmungen beim implizierten Anbieter und bei allen anderen Verkaufsplattformen, die ich kenne, nicht erlaubt und versteht sich als theoretisches Denkmodell. Ich habe gewarnt …

    Hat man es auf einer Verkaufsplattform als menschlicher Verkäufer mit einem Wettbewerber zu tun, der ein Roboter ist, hat man keine Chance. Wohl aber als Käufer, der sich als Verkäufer tarnt und die Preise manipuliert. Das Geheimnis dazu nennt sich Leerverkauf. Also so wie bei den großen Finanzjongleuren. Im Prinzip geht es darum, für ein bestimmtes Produkt ein fingiertes Angebot einzustellen, das zum Zeitpunkt des Angebotsstarts nicht existent ist.

    Also, Beispiel:

    • Eine CD kostet neu 30 Euro, es existiert ein Angebot einer gebrauchten CD im Marketplace für 25 Euro. Du hättest diese CD gern, der Neupreis und auch der Preis für die gebrauchte CD ist dir aber zu teuer.
    • Also stellst du in Sellers Central ein fingiertes Angebot für genau diese CD ein, mit dem Verkaufspreis 20 Euro.
    • Ist dein Wettbewerber ein Roboter, wird er sich höchstwahrscheinlich auf dein Angebot stürzen und es unterbieten. Das Spiel kannst du nun entweder eine Weile weiterbetreiben oder …
    • … zuschlagen und das Angebot des Wettbewerbers, dessen Preis du heruntermanipuliert hast, dann letztendlich kaufen und dein eigenes, fingiertes Angebot daraufhin wieder löschen.

    Das Modell hat natürlich ein paar Haken, aber auch hier liefern Finanzjongleure die passenden Strategien:

    • Natürlich schaut man zu, dass man für die Identität des fingierten Verkäufers eine andere verwendet, als für die Identität des Käufers. Gängige Verkaufsplattformen sind so „intelligent“, zu bemerken, dass ein Benutzer da möglicherweise versucht, eine gleiche Ware gleichzeitig verkaufen und kaufen zu wollen.
    • Man arbeitet immer mit dem Risiko, dass jemand dazwischenfunkt und ein Dritter das Angebot des Wettbewerbers oder – und das ist dann wirklich dumm – das eigene (ja nicht vorhandene) Angebot kauft. Das passiert auch Finanzjongleuren, die sich verrechnen und zum Beispiel Optionsscheine im Leerverkauf handeln und sie bis zum Fälligkeitsdatum des Optionsscheines halten, weil vielleicht noch kurzfristig Profit hereingeholt werden könnte. Ist die Deadline um, zahlt der Finanzjongleur die Zeche und muss für die Ware sorgen und hat noch nicht mal etwas davon, weil er sie gleich wieder durchreichen muss.

    Und sicherheitshalber nochmal: Das ist alles bei den gängigen Verkaufsplattformen nicht erlaubt, es darf nichts verkauft werden, was der Verkäufer zum Zeitpunkt des Anbietens nicht besitzt. Und da zudem die Provision des Plattformanbieters am Verkaufspreis gekoppelt ist, schadet man bei Preismanipulationen auch den Betreiber der Handelsplattform. Das ist zwar – auch hier gibt es die Analogie zum gewieften Finanzjongleur – nur dann wirklich beweisbar, wenn es sich um einen besonders deppischen Jongleur handelt, aber es ist nun einmal nicht erlaubt.

  • Einer …

    … müsste den kleinen Stinkern hier mal sagen, dass sie nicht so viel rennen sollen.

    Running Dogs

    Wenn es mal so richtig stressig und übel ist, hilft ein Blick auf dieses GIF übrigens herrlich. Was haben wir damals nicht für Zeit mit solchen GIF-Animationen verschwendet. Ich hatte Kollegen, die haben solche Sachen gigabyteweise gesammelt.

  • Musik und Android.

    Seit einigen Wochen ist ja nur noch mein Samsung Galaxy S2 als Haupttelefon am Start. Das iPhone 4S fristet seitdem das Dasein als Backup-Telefon für den Fall, wenn ich am S2 wieder etwas mit CyanogenMod herumspiele und nebenbei erreichbar sein mag. Grundsätzlich aber läuft CyanogenMod 10 mit Android 4.1.2 als Unterbau erstaunlich zuverlässig, obwohl CM 10 eigentlich noch im Alphastadium ist (und ich eine Installation ausdrücklich nicht empfehle).

    Aber zum Thema Musik auf dem Smartphone: Einer der großen Pro’s für das iPhone war bisher die Musikabspielfähigkeit. iTunes unter Windows ist zwar ein Krampf und die iPod-App unter iOS bei weitem unter seinen Bedienmöglichkeiten (schon mal jemand probiert, in einer Wiedergabeliste ein bestimmtes Lied anzusteuern?), allerdings funktioniert das Synchronisieren zwischen iTunes und iOS idiotensicher.

    Ausgangszustand bei mir.

    Ich habe inzwischen 51 GB Musik auf etwas über 7.000 Audiodateien. Und ich bin kein Fan von Musik in der Cloud, weil ich Musik auch im Wald höre und mit meiner Datenflatrate von O2 eigentlich besseres zu tun habe, als die Bandbreite für das Herumblasen von Musik zu verschwenden. Zudem habe ich keine Lust, meine Musik in einer proprietären Cloud eines Anbieters verschwinden zu lassen und ein für allemal von dessen Spielregeln abhängig zu sein. Meine Musik ist meine Musik.

    Beim iPhone tut es (gerade noch so) die 64-GB-Version des iPhones, um hier meine gesamte Medienbibliothek zu versammeln. Das ist dann ziemlich lässig, wenn man wirklich überall seinen gesamten Musikbestand parat hat. Muss ich niemandem erzählen. Vielleicht nur noch den Herstellern von Android-Gerätschaften, denn hier sind selbst Android-Smartphones mit 32 GB Speicherplatz eher Raritäten. Mit 16 GB geht allerdings wirklich gar nichts mehr bei mir.

    Mein Samsung Galaxy S2 hat zwar auch nur 16 GB Speicher onboard, allerdings einen großen Luxus: Einen MicroSD-Kartensteckplatz. Das war das Kaufargument Nr. 1. Denn zusammen mit diesem kleinen Winzling hier, ist mein Smartphone mit nun schlappen 80 GB Speicherplatz der Chef im Wald:

    SanDisk Ultra 64GB MicroSD XC

    Habe ich übrigens einmal erwähnt, dass mich so ein Stück Kunststoff wirklich schwer begeistern kann? 7.000 Musikstücke, gut 420 Alben – alles in diesem Plättchen drin. Allein der Musikimport auf das Kärtchen hat gut zwei Stunden gedauert.

    Musikplayer unter Android.

    Die iPod-App ist schon käsig zu bedienen – unter Android sieht es glatt noch dunkler aus. Android selbst hat keinen eigenen Musikplayer, so dass die Hersteller von Android-Geräten ihre eigenen Player mitbringen. Die sind an Abspielkomfort mindestens genauso langweilig zu bedienen, wie die iPod-App unter iOS.

    Eine Alternative ist der Musikplayer Apollo aus dem CyanogenMod-Projekt, der seit neuestem auch über den Google-Play-Store bezogen werden kann und hochgelobt wird. Allerdings nicht von mir, weil mir Apollo nicht behagt. Mit einer Medienbibliothek in den Dimensionen, wie ich sie herumzutragen pflege, ist Apollo sichtlich beschäftigt. Die Albenauswahl ist eine Blätterorgie und zu alldem kommt noch, dass die Albumbilder, mit denen ich weitgehend alle Musikstücke verziert habe, nur sehr unzuverlässig geladen werden und mitunter auch wild durcheinandergewürfelt angezeigt werden. Solche Schlampereien kann ich gar nicht haben.

    Ein alter Bekannter: Winamp.

    Wenn mir einer vor über zehn Jahren gesagt hätte, dass ich irgendwann einmal wieder Winamp nutzen würde, hätte ich ihn ausgelacht. Winamp war so ein Biest von Player. Für mich als (damaliger) MP3-Verlegenheitsnutzer völlig überladen, mit einem völlig verquakten Bedienoberfläche und einer Musiksortierung die allenfalls für 700 Audiofiles taugte, sicherlich aber nicht für 7.000. Winamp war direkt aus der Hölle und als das Windows-Media-Player-Zeitalter kam war ich froh, Winamp los zu sein.

    Für Android gibt es ebenfalls Winamp, das mit der Windows-Version vermutlich kaum etwas zu tun hat, außer ein paar Reminiszenzen auf die einfach grässliche Grafik. Der pixelige Winamp-Blitz ist jedenfalls geblieben – ansonsten ist Winamp auf Android erstaunlich gut. Nach dem Start findet man sich in der zentralen Auswahl, in der der Benutzer nach Interpret, Titel oder Album suchen kann. Die Suche ist blitzschnell, Musik wird in Echtzeit angezeigt und abgespielt.

    Dass für all das noch nicht mal Geld fällig ist, sondern Winamp unter Android per In-App-Kauf um einige Funktionen zusätzlich ergänzt werden kann, macht es noch sympathischer. Die knapp 4 Euro für die Pro-Version sind es zumindest wert.

  • Lieber Peer Steinbrück, …

    … einleitend: Ich mag dich nicht. Weder als Mensch mit deiner polternden Art, noch als Politiker. Das dürfte dich nicht weiter stören – mich auch nicht.

    Dass ich deine designierte Spitzenkandidatur in der SPD zur Bundestagswahl 2013 für falsch halte, habe ich an benachbarter Stelle schon mal geschrieben. Ein neoliberaler, bankenfreundlicher, polternder Ex-Finanzminister, der neben seinem eigentlichen Hauptjob als Bundestagsabgeordneter noch munter Millionen scheffelnd über die Sprecherbühnen des Landes klettert und Genossen, Menschen und Journalisten gleichermaßen regelmäßig vor den Kopf stößt, ist keine wirklich innovative Personalentscheidung einer Partei, die sich anschickt (ja anschicken muss), eine Bundesregierung vom Thron zu heben, bei der das Wort „Unfähigkeit“ auf den Ministerstirnen steht.

    Anyway … egal. Es ist nicht mein Problem. Ich bin nicht in der Verlegenheit, dich am nächsten Sonntag auf dem Bundesparteitag als Delegierter wählen zu müssen, denn da hätte ich es nicht getan. Einem Mitgliederentscheid geht unsere Parteiführung trotz ständigen Befürwortungen ja wieder einmal aus dem Weg. Sie wird wissen, warum.

    Was mich jedoch maßlos entsetzt und ärgert, ist deine Instinktlosigkeit, auch nach der Verkündung deiner Kandidatur zum Spitzenposten, die ja eigentlich mangels Gegenkandidat keine richtige Kandidatur ist, sondern ein einfaches Schaulaufen. Und man sollte meinen, dass ein erfahrener Politiker dieses Schaulaufen eigentlich nicht wirklich versemmeln kann. Man könnte prima die jetzige Bundesregierung unter Feuer nehmen und innerparteilich die große Runde durch die Kreisverbände und Ortsvereine des Landes drehen, um sich dann am nächsten Sonntag als Quasi-Erlöser auf das Podest heben und dann als Spitzenkandidat durchs Land tragen zu lassen.

    Nein, du verstörst weiterhin auf höchstem Niveau. Am Dienstag mit der fast schon unglaublichen Nachricht deines Sprechers, der verkündete, dass du für heute, Donnerstag, einen Vortragstermin bei einem schweizerischen Bankhaus hast. Das könne man nicht absagen, weil sonst eine Konventionalstrafe von 15.000 Euro drohe. Da wiederum hat am gestrigen Mittwoch die Süddeutsche Zeitung herausgefunden, dass diese Bank offenbar im Visier von Ermittlungen wegen Steuerbetruges steht. Das wiederum führte dann dazu, dass du jetzt dann endlich verstanden hattest und die Tour absagtest.

    Okay, so viel zu den Fakten. Meine Frage: Wer soll den Mist eigentlich ohne Schaden verdauen? Ein Politiker soll per se nicht käuflich sein. Das schon gar nicht, wenn er Abgeordneter des Deutschen Bundestages ist. Das ist eine Sache. Die andere Sache ist, dass ein Politiker, der öffentlich sichtbar ein Spitzenamt anstrebt, nicht nur nicht käuflich sein sollte, sondern auch jeglichen, implizierbaren Eindruck einer Käuflichkeit entschieden ablehnen muss.

    Sprich: Wie soll man einen bisher bankenfreundlichen Politiker, der plötzlich zum Revoluzzer stilisiert werden will, abnehmen, dass er nun bankenkritisch geworden ist, wenn er weiterhin bei Banken für Zaster ein- und ausgeht und dann auch noch tatsächlich um Entschuldigung bittet, dass er wegen einer drohenden Konventionalstrafe von 15.000 Euro lieber das Geld abholt, anstatt halbwegs staatsmännisch abzusagen?

    Direkter gefragt: Was glaubst du eigentlich, wer du bist? Kein Gemeinderat und kein Bürgermeister könnte sich so ein Ding auf Dauer ungestraft erlauben, wie du sie ständig bringst und wir haben hier unten in der Basis damit zu kämpfen, dass die Leute nicht einfach nur der Politik überdrüssig geworden sind, sondern ernsthaft anfangen zu glauben, dass die Politik sie zielgerichtet in jeden großen Ärger auch noch absichtlich hineinreitet und dabei vor allem „die da Oben“ besonders schont. Da braucht die SPD gerade auch noch so einen, der nicht einfach nur in jedes Fettnäpfchen tritt, sondern jeden Morgen ein ausgiebiges Bad in einem Fettbecken nimmt und offensichtlich jedes Mal verwundert die Augen reibt, wenn sich jemand daran stört.

    Entschuldige, Peer, du bist es nicht. Du bist (nicht nur in meinen Augen) ein Verlegenheitskandidat einer weitgehend unglücklich hantierenden SPD-Führung und wenn du dich wenigstens etwas in Demut üben würdest, wäre es nicht ganz so furchtbar peinlich, wie es ständig wird, wenn in den Nachrichtentickern dein Name läuft. Hoffnung auf Besserung habe ich allerdings keine.

  • Geistiger Kurzurlaub aus dem Fenster.

    Das Büro, das Oliver und ich tagsüber bewohnen, ist zwar immer noch karg eingerichtet, hat allerdings große Fenster. Das ist wichtig, denn das gelegentliche Hinausschweifen des Blickes ist nicht nur für EDV-Leute wichtig, sondern auch ein kleiner Kurzurlaub. Mal Lust auf einen kleinen geistigen Kurztrip? Ist sehr einfach.

    1. Räume dein Fenster frei. Gardinen zur Seite schieben und die Fensterbank abräumen, vollständig.
    2. Dann stellst du dich ziemlich genau einen Meter vor das Fenster. Einigermaßen mittig. Wichtig ist, dass die Umrisse des Fensterrahmens im Blickfeld sind.
    3. Dann schaust du nach draußen. Am besten bewegst du dich nicht, auch nicht den Kopf. Beim Herausschauen ist es dabei wichtig, nicht einfach nur auf die Details zu schauen, sondern auch mit dem Auge „drumherum“, also dem Sichtfeld um den „Hotspot“ des Auges, der nicht mehr so richtig scharf sieht, aber dafür für das räumliche Sehen und für den Gesamtbildeindruck.
    4. Nachdem dieser Versuchsaufbau steht, einfach mal den Verstand freiräumen. Für einige Sekunden an nichts denken, außer daran, Details in diesem Bild draußen zu beobachten, so wie man z.B. in einem Museum ein Bild betrachtet und es auf sich wirken lässt.

    Was dann passiert, ist eine spannende Sache, denn der Verstand schaltet sich tatsächlich in eine Art „Bildmodus“. Das Bild in diesem Bilderrahmen (deshalb ist es wichtig, dass die Umrisse des Fensterrahmens im Blickfeld sind) umrahmt die Szenerie und wenn man es schafft, sich mehr als ein paar Sekunden so auf das Bild einzulassen, entsteht ein ziemlich starker räumlicher Eindruck, der sich umso mehr verstärkt, wenn in der Szenerie Bewegung ist, zum Beispiel ein vorbeifahrendes Auto. Und dieser Gesamteindruck wird immer stärker, je länger man sich auf das Bild konzentrieren kann.

    Der Grund dazu ist relativ einfach: Der menschliche Verstand ist darauf programmiert, im Bewegtbild zu leben. Wir sehen im normalen Tagesablauf nicht einzelne Bilder, sondern einen stetigen „Film“, von dem unser Verstand in Sachen Erinnerung dann einzelne Bilder abspeichert. Für gewöhnlich haben die Sinneseindrücke, die wir tagtäglich haben, keinen „Bilderrahmen“. Simuliert man den Bilderrahmen nun für eine Weile, ist das für den Verstand eine ziemlich neue und erstaunlicherweise ziemlich spannende Sicht.

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