Schon mal per Wikipedia darüber informiert worden, dass ein ehemaliger Kollege oder ein Freund verstorben ist? Kein gutes Gefühl, das kann ich jetzt aus Erfahrung sagen. Wirklich unschön.
Klaus Möller ist am 26. Juli 2013 gestorben. Ein ehemaliger Film- und Fernsehredakteur, den ich einst 1997 im ZDF kennenlernte, als er dort in der Redaktion von ZDF.Online arbeitete. Ironischerweise lernten wir uns gar nicht im Fernsehen kennen, sondern eigentlich dahinter. Denn damals experimentierte die ZDF-Onlineredaktion mit den ersten Chats, damals noch organisiert über einen IRC-Server. Das war einst State of the Art und so gab es zum Beispiel einen Wetten-dass-Chat, in dem man sich während der Show einklinken konnte.
Irgendwann im Frühjahr 1997 war ich bei so einer Folge im Chat dabei, am Ende wollte irgendwie Thomas Gottschalk noch mitchatten, im Chat-Kanal war die Hölle los und Klaus Möller, der schon wusste, dass ich ebenfalls ein Mainzelmännchen war, machte mich schnell aus der Ferne zum Hilfsadministrator, damit ich den Chat kurzerhand mitorganisieren konnte. Ein paar Tage später lief ich dann auf Einladung nach getaner Kameraassistentenarbeit bei ihm in der Redaktion ein und ließ mir eine Cola dafür spendieren, mit Empfehlung vom Redaktionsleiter. So mal die Kurzärmeligkeit von Klaus Müller in drei Sätzen erklärt.
Klaus Möller, so erfuhr ich erst an diesem Tag in der Redaktion, ist eigentlich einer der Helden meiner Fernsehzuschauerkindheit. Denn vor seiner Zeit als Online-Redakteur war er als Redakteur für einige Kinder-, Jugend- und vor allem Computersendungen zuständig. So Sendungen wie „Schüler-Express“, die legendäre „Flop-Show“, „Ökowelt“, der unvergleichliche „Computer-Corner„, „Komm-Puter„, „Technik-2000“, „TIN – Treffpunkt im Netz“ oder seine Computerpark-Rubrik im ZDF-Fernsehgarten 1995 – das sind Klaus Möllers Werke. Klaus war demnach einer der wenigen Fernsehleute, die über Heimcomputer schon Fernsehen machten, als die meisten Menschen Computer vor allem noch nur in der Bank sahen.
Wir kommen noch nicht darauf, wer Klaus Möller ist? YouTube hat alles:
http://www.youtube.com/watch?v=69gU30RdKi8
Klaus war schon ein ständig im Internet verbundener Mensch, als Modemeinwahlen noch die gängigste Form für private Internet-Zugänge waren. Als Computermensch war er 1996 eben in der Ur-Mannschaft von ZDF.Online und damals hatte man die Webseiten im ZDF noch von Hand geschrieben und die Grafiken in Photoshop einzeln gemalt.
Während er als Mensch jovial war, war er als Redakteur durchaus jemand, der für „sein“ Projekt sehr leidensfähig sein und fordern konnte. Das kam zwar bei Kollegen mitunter gar nicht so schlecht an, dafür jedoch gern mal umso schlechter bei Produktions- und Sendeleitungen. Fernsehen ist immer ein andauernder Kampf zwischen Kreativität und Kostenstelle und vieles, was man machen könnte, bleibt auf der Strecke, wenn die Produktionsleitung nicht mitspielt. Bei Themen mit einst homöopathisch messbarer Zielgruppe – das waren in den 1980er Jahren eben die Computerfreaks – war es nicht sehr leicht, Computerthemen im Fernsehen unterzubringen. So wie es heute nicht mehr leicht ist, im Fernsehen – auch im ZDF – die Pseudo-Onlineexperten von der Kamera fernzuhalten.
Klaus Möller wusste das vermutlich so gut, wie kaum jemand anderer im deutschen Fernsehen und verabschiedete sich vor einigen Jahren in den Vorruhestand. Irgendwann ist man in kreativen Berufen „draußen“ und da kann man schlicht und einfach auch nicht mehr jeden neuen Scheiß mitmachen, ohne durchzudrehen. Dennoch, Klaus war ein Guter der alten ZDF-Garde, die zwar am ZDF-Apparat (Zettel, Durchschläge, Formulare usw.) verzweifeln konnten, niemals aber an Ideenlosigkeit oder fehlendem Enthusiasmus. Einer, an den man sich als Zuschauer und auch als Kollege gerne erinnert. Ein echter Pionier, der Computer im Fernsehen so vorstellen konnte, als ob sie das völlig normalste der Welt seien. Zumindest hat er es mitbekommen, dass es irgendwann auch so kam. Für einen Fernsehschaffenden ein unbezahlbares Geschenk.
Schreibe einen Kommentar