Als ich die ersten Meldungen über den Vorfall am Münchner Flughafen gehört habe, in denen stand, dass die Flughafen-Security am Münchner Flughafen möglicherweise einen Sprengstoffanschlag verhindern konnte, las sich das noch überraschend. Nun liest es sich eher schlapp, wenn man sich das mal anschaut, was für eine peinliche Nummer das war.
Es spaziert ein Flugpassagier in den Check-In am Flughafen. Er hat offensichtlich sein Ticket und seinen Personalausweis am Eingang gezeigt, denn sonst wäre er nicht bis zum zweiten Schritt gekommen, der Personen- und Handgepäckkontrolle. Der Passagier hatte ein Notebook dabei, das nochmal gesondert kontrolliert werden sollte.
An vielen Flughäfen ist die Kontrolle eines Notebooks relativ simpel – Notebook auspacken und gesondert aufs Röntgenband legen. Ist das Sicherheitspersonal nicht ganz so gelangweilt, hat man das Notebook einmal zu starten, so als ob ein Windows-Startschirm ein perfekter Indikator dafür wäre, dass in einem Notebook nicht noch zusätzlich ein kleines Päckchen Plastiksprengstoff eingepackt wäre (beispielsweise bei größeren Notebooks im Slot für eine eventuell zweite Festplatte oder einfach im Slot eines ausgedockten CD-ROM-Laufwerks).
Die einzig korrekte Prüfmethode ist tatsächlich ein Test nach eventuellen Sprengstoffpartikeln. Dazu wird mit einer Art Staubsauger das Notebook abgesaugt, die eingesogene Luft durch ein Filterpapier geleitet und dieser Filter in einem Analysegerät getestet. Ein Vorgang, der ca. 3 bis 5 Minuten dauert und der darüber hinaus auch noch zusätzlich Geld kostet und vom Sicherheitsunternehmen, das dies vornimmt, in Rechnung gestellt wird.
Offenbar kam man beim betreffenden Passagier mit seinem Notebook auch schon soweit und die Analyse schlug an. Das muss erst einmal noch nichts heißen, da solche Analysen verhältnismäßig breit greifen und beispielsweise schon Probleme anzeigen, wenn jemand nach einem Feuerwerk mit schwarzpulverkontaminierten Händen am Notebook arbeitet und diese Rückstände einige Tage und Wochen am Gerät verbleiben können. Im Prinzip sagt so eine Analyse auch nur aus, dass das betreffende Gerät und dessen Besitzer nochmal genauer unter die Lupe genommen werden müssen.
Und genau hier hat man in München kläglich versagt, denn der Passagier ist hastig weitergegangen. Ursprünglich hat er in den ersten Meldungen die Flucht ergriffen, inzwischen ist man sich gar nicht mehr ganz so sicher, ob der Passagier nicht eventuell aufgrund eines kurz bevorstehenden Fluges die Nase voll hatte und die Sicherheitsprüfung einfach auf seine eigene Faust hin beendet hat. Dann wäre das tatsächlich ein Skandal, denn was nützt eine Sicherheitsüberprüfung, wenn jeder, der möglicherweise verdächtig ist, einfach so weitergehen kann?
Vor allem zeigt es eine Sache: Die immer stärkere Dezentralität der Flughafen-Security erzeugt immer bizarrere Blüten. Der Staat vergibt seine eigentlich von ihm auszuführende Arbeiten immer weiter an Unternehmer und Subunternehmer, der Sicherheitsvorgang ist eine Frage der Preisklasse geworden und dann passieren eben auch mal so Dinge, dass keiner so recht weiß, was da eigentlich passiert. Die eigentliche, höchst spannende Frage wird sein, wer die Zeche zahlt, wenn am Ende doch noch der betreffende Passagier gefunden wird.
Absurdistan ist gar nicht so weit weg, es beginnt überall da, wo der Staat anfängt, sich zurückzuziehen und mit angeheuerten Sicherheitsunternehmen, deren Mitarbeiter Hunderlöhne verdienen und Stundenzeiten ansammeln, die kein Beamter jemals ansammeln würde, versucht, die entstehende Sicherheitslücke auszufüllen. Auf der Strecke bleibt: Die Sicherheit. Aber immerhin wissen wir immer häufiger dann später, wenn möglicherweise dann tatsächlich der Sprengstoff hochgeht, anhand einer der tausendfach installierten Kameras und deren Aufzeichnungen, welche Krawatte der Terrorist hatte.
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