Immer wieder ein beliebtes Thema, mit dem man sehr schnell seinen Haus- und Hof-Provider in tiefe Depressionen schicken kann. Die solide mittelständische Firma mit gutem Netzwerk, vielleicht gar mit einem VPN, das einige Standorte im eigenen Land miteinander verbindet, will/muss nun ins Ausland expandieren. Büro wird angemietet, Personal ist vielleicht auch schon bereit und dann kommt die Frage, wie man eigentlich das Büro anbindet. Klar, VPN ist keine Frage, aber zuerst muss das Büro ja mal ans Internet.
Die Luxusvariante ist schön und teuer: Man geht zu seinem Haus- und Hof-Provider in Deutschland und lässt ihn machen. Entweder ist der ISP ein großer Konzern und regelt das über seine Partner oder der kleine ISP wendet sich an einen großen Konzern und lässt ihn das über seine Partner regeln. Wie auch immer: Der Spaß wird auf diese Weise teuer. Sehr teuer. Denn jeder „Partner“ handelt zum einen einen Partnerpreis aus, wird aber einen Teufel tun, diese Partnerpreise ohne Not so an seinen Kunden weiterzugeben. Unterm Strich erzeugt so eine Vorgehensweise am Ende locker eine Rechnung, die gern das Doppelte, Dreifache, Vierfache von dem kostet, was es kosten würde, wenn man an die Sache etwas strukturierter herangeht. Das Thema Vernetzung ruft geradezu danach, es strukturierter anzugehen, denn Ethernet wird letztendlich überall auf der Welt gesprochen.
Und so gehts:
- Einen Haus- und Hof-Provider haben, der verstanden hat, dass das Internet vernetzt arbeitet und man besser fährt, wenn man Anforderungen definiert und mit diesen Anforderungen ans Werk geht. *mitdemzaunpfahlwink*
- Einen Anforderungskatalog für die Anbindung des ausländischen Standortes erstellen. Welche Bandbreite ist notwendig? Soll es symmetrisch oder asymmetrisch sein? Welches Protokoll soll am Ende vom Provider übergeben werden? Wie wünscht man sich die Verfügbarkeit der Anbindung? Will man einen englischsprachigen Support haben? Ist dieser auch zu korrespondierenden Arbeitszeiten in Europa erreichbar?
- Ein paar Details beim Anforderungskatalog beachten:
- Selbstverständlich Englisch schreiben, wenn im jeweiligen Land Deutsch nicht die Landessprache ist.
- Den Anforderungskatalog als ISP schreiben und den Ansprechpartner vor Ort bitten, dass er den Anforderungskatalog auch so an Angebotsunterbreiten weitergibt. Das ist wichtig, um eventuellen Angebotsunterbreitern von Beginn an klarzumachen, dass auch ein ISP den Vergleich der Angebote prüft. Das schreckt vor „Ausländerzulagen“ ab.
- Explizit nachfragen, ob es einen englischsprachigen Support gibt.
- Bitten, bei kleineren ISP eine Auswahl an Referenzen anzufordern und ggf. einen Kontakt herzustellen, damit sich Techniker im Rahmen der Angebotsevaluierung über technische Eventualitäten austauschen können.
- Mit so einem Anforderungskatalog kann der Ansprechpartner vor Ort nun sehr einfach bei lokalen Anbietern Angebote einholen. Das können größere ISP sein, aber es schadet keinesfalls, sich auch mal in der Büronachbarschaft oder auch bei der Hausverwaltung zu erkundigen, was sie denn so empfehlen können. In größeren Handelszentren oder Bürogebäuden gibt es selbst im Ausland häufig schon eigene ISP-Dienstleistungen, die mit so einem Anforderungskatalog ebenfalls in Vergleichsszenarien einbeziehen kann.
- Die Angebote vergleichen. Dabei die Gedanken einfließen lassen, ob es sich um eine eher gut vernetzte Regiona handelt oder nicht und die Anbindungen der einzelnen Unternehmen berücksichtigen, wenn es sich um kleine ISP oder um Hausanbindungen handelt. Zwar ist die Chance, dass ein großer Anbieter auch stabilere Anbindungen aufweist, potentiell größer, allerdings sind nicht alle kleinen ISP auch automatisch schlechter. Denn diese glänzen meist durch ihren Support und schnellere Reaktionszeiten, wenn diese vor Ort verfügbar sind. Nicht zögern, die Firmen auch einmal anzurufen und Dinge telefonisch abzuklären. Unternehmen, die ihr Angebot ernst nehmen, sehen das nicht als Problem.
Wichtig an dem ganzen Vorgang, für den man schon zwei, drei Wochen einplanen sollte, ist, dass der Ansprechpartner vor Ort auch seine Eindrücke mit den potentiellen Lieferanten mit einfließen lässt. Immerhin ist er derjenige, der später mit der Anbindung hauptsächlich arbeitet und auch den Hauptkontakt mit dem Lieferanten darstellt. Das kann problematisch sein, muss es aber ganz und gar nicht, wenn man vorher miteinander redet.
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