The Last Mail.

So richtig sonderlich gut kenne ich Michael eigentlich nicht. Kennengelernt habe ich ihn bei meinem Ex-Arbeitgeber als Kunden unseres Hauses und den ersten Job miteinander hatten wir genau am 30. Mai 2001, als ich ihm eine Webcam auf seinen PC im Büro stöpselte und er mich danach noch zum Pizzaessen einlud. Und auch wenn wir uns eigentlich persönlich nicht sonderlich kennen, haben wir doch immer wieder geschäftlich miteinander zu tun gehabt und die angehenden Dinge professionell abgewickelt, zudem einige gemeinsame Freunde, so dass man sich immer wieder mal über das gegenseitige Befinden erkundigt und Grüße ausrichtet. Die auch ankommen. So wie man in einer guten Geschäftsbeziehung eben so miteinander arbeitet, dass man sich nicht vergisst und ein gutes Gefühl hat, etwas gemeinsames zu bewirken.

Erst Anfang des Jahres hat er mich angerufen, mir ein gutes neues Jahr gewünscht, sich erkundigt, wie es mir gesundheitlich geht, ich ebenso. Was man so eben am zweiten Tag eines neuen Jahres, wenn alles so langsam anläuft, mit Geschäftspartnern smalltalkt. Ein Serverproblem habe er, er muss einen Server von einem zum anderen Provider umziehen und fragt, ob wir ihm dabei behilflich sein könnten. Natürlich, kein Problem, ist ja unser Geschäft. Sehr gut, so seine Antwort. Professionell. Üblich. So wie immer. Die letzte Mail von Michael habe ich vor einer Woche bekommen, als wir uns kurz abgesprochen haben, dass er mich im Juni zwecks einem Serverumzug kontaktiert und hierzu einen entsprechenden Termin auf Wiedervorlage gelegt hat.

Dazu soll es jetzt nicht mehr kommen, denn genau eine Woche nach seiner Mail und meiner Antwort, um fast exakt die gleiche Zeit erreichte mich ein Anruf eines gemeinsamen Freunds mit der bitteren Nachricht, dass Michael nicht mehr lebt. Am Abend zuvor vor einen Zug gesprungen. Mit 41 Jahren.

Wie so viele Menschen bin ich sprachlos und entsetzt. Was für unfassbare Abgründe müssen ihn bewegt haben, das zu tun, ein Mann mit Job, Familie, beeindruckender Reputation und Freundeskreis. Wir haben es nicht geahnt und uns keine Gedanken gemacht. So unglaublich sinnlos.


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Kommentare

Eine Antwort zu „The Last Mail.“

  1. Avatar von Stefan

    Fuck. Auch wenn ich von Michael heute wohl zum ersten mal lese, berührt es doch sehr, einen Altersgenossen durch solch einen Tod zu verlieren.

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