Pseudo-Film im Fernsehen.

HAZ, die Hannoversche Allgemeine Zeitung, hat in Twitter gefragt, was eigentlich der seltsame Effekt im ZDF bei Wetten Dass ist, der dort vornehmlich bei Musikbeiträgen im Bild erscheint. Am ehesten kann man diesen Effekt beschreiben, wenn man sich das Bewegtbild als etwas abgehackt vorstellt, wie man es vom Film von Schwenks kennt. Ein reiner Showeffekt, den ich als Antwort in Twitter kurz erklärt habe, mit etwas Ausholen hier aber mal etwas ins Detail gehen mag:

Das moderne Fernsehen funktioniert (mit der Farbfernsehnorm PAL) mit 25 so genannten Frames, also 25 Vollbildern. Schwenks mit 25 Bildern wären allerdings weitgehend genauso, wie im Kino, also auch ruckelig. Aus diesem Grund arbeitet man beim Fernsehen nicht mit 25 Vollbildern, sondern mit 50 Halbbildern pro Sekunde, wobei in jedem Halbbild nur die Hälfte aller Zeilen übertragen wird. Im ersten Halbbild alle ungeraden Zeilen, im zweiten Halbbild die geraden, im dritten Halbbild wieder die ungeraden und so weiter. Dieser Umstand macht das Fernsehbild im Gegensatz zum Kinobild rund und ruckelfrei, denn das menschliche Auge sieht die Halbbilder nicht, sondern letztendlich das Ergebnis aus 50 Bildern pro Sekunde.

Dieser Motion-Effekt (der übrigens auch so heißt), den das ZDF und viele andere Sender in Musikbeiträgen einsetzt (und manch Sender sogar für diverse Soaps), macht genau dieses “Runde” wieder zunichte, denn man sendet absichtlich alle zwei Halbbilder das gleiche Bild, so dass am Ende beim Nutzer wieder nur 25 Bilder ankommen und es wieder ruckelt. Das sieht offenbar “schön” aus, zumindest aber so auffallend, dass man damit unterschiedliche Beiträge einer Sendung gestalterisch trennen kann. Und wenn man diesem Motion-Effekt dann noch eine leichte künstliche Körnung untermischt, wirkt das ähnlich wie ein Film.

Allerdings nur “ähnlich”, denn gerade bei Musikbeiträgen wird mit starken Lichteffekten gearbeitet, die klassischer Film weitgehend schlucken kann, moderne Kamerasysteme jedoch nicht. Kommen dann noch so Motion- und Körnungseffekte hinzu und wird das dann auch noch mit MPEG für digitales Fernsehen komprimiert, kommt am Ende nur noch bunter Müll heraus, der weit von einem qualitativ schönem Bild entfernt ist.


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